Die Politik diskutiert über neue Grenzwerte im Straßenverkehr nach der Teil-Legalisierung des Cannabis zum 01. April. In Zukunft soll es auch Cannabiskonsumenten möglich gemacht werden, ein Auto zu führen, ohne direkt die Fahrerlaubnis zu verlieren – zumindest wenn sie nicht direkt vor Fahrtbeginn high werden. Dazu müssen jedoch erst neue Grenzwerte im Straßenverkehr vom Bundestag in einer Gesetzesänderung etabliert werden. Wie soll diese Gesetzesanpassung aussehen? Und wie lange ist THC eigentlich in der Regel nachweisbar?
Was dich hier erwartet
Du lernst, welche Testmethoden es gibt, wie hoch der aktuelle Grenzwert ist und welche Faktoren den THC-Wert beeinflussen und wie lange die Abbauprodukte des Cannabis im Blut bleiben. Außerdem werden Ausnahmen bei medizinischem Cannabis genauso wie ein möglicher zukünftiger Grenzwert diskutiert.
Wie und was wird getestet?
In der Regel werden Urintests oder Blutuntersuchungen bei Verkehrskontrollen angestrengt, um die Fahrtüchtigkeit sicherzustellen. Hier gilt pauschal, dass sich THC-COOH, das Abbauprodukt des psychoaktiven Hauptbestandteils der Cannabispflanze THC, im Urin länger als im Blut nachweisen lässt.
Doch wie lange es dauert, bis die Wirkstoffkonzentration unter dem zulässigen Grenzwert liegt, ist von Person zu Person individuell verschieden. Trotzdem ist es immer ratsam, sich für einen Bluttest zu entscheiden und den Urintest zu verweigern, um einen möglichst geringen Testwert zu erreichen.

Welche Faktoren sind entscheidend?
Je mehr und je regelmäßiger konsumiert wird, desto eher lagert sich THC-COOH im Fettgewebe ab und kann dort bis zu sechs Wochen und länger nachgewiesen werden. Bei seltenem oder einmaligem Konsum wird der bisherige Grenzwert von 1,0 Nanogramm pro Milliliter Blutserum (1ng/ml) nach grob sechs Stunden unterschritten.
Hier ist die individuelle Varianz aber sehr groß, also verlass Dich nicht darauf. Im Urin sind die Abbauprodukte ungefähr zwei bis vier Tage bei seltenem oder einmaligem Konsum nachweisbar. Es ist also wirklich besser, wenn Du bei einer Verkehrskontrolle standhaft bleibst, den Urintest entschieden ablehnst und Dich einer Blutuntersuchung unterziehst. Speicheltests oder Schweißproben sind oft ungenau und fehlerhaft, also lass dich hierzu auch nicht überreden.

Cannabis-Patienten und Fahrtauglichkeit
Es gibt bereits einige Menschen auf deutschen Straßen, die unter dem Einfluss von Cannabis Kraftfahrzeuge führen dürfen. Hierzu muss ein Arzt die Fahrtauglichkeit unter Cannabiseinfluss attestieren und ein entsprechendes Cannabis-Rezept ausstellen.

Neue Grenzwerte braucht das Land
Die Cannabis-Regulierung seit 01. April erfordert dringend neue Grenzwerte. Eine Expertenkommission ist momentan damit beauftragt, nach wissenschaftlichen Maßstäben festzustellen, wie hoch ein zukünftiger Grenzwert sein muss, um Cannabiskonsum nicht kategorisch auszuschließen, aber die gefahrlose Teilnahme am Straßenverkehr sicherzustellen.
Keine leichte Aufgabe, da die Effekte von Cannabiskonsum individuell sehr unterschiedlich sind und mit Regelmäßigkeit des Konsums stark in ihrer Ausprägung variieren. Es sollte nicht mehr allzu viel Zeit vergehen, bis mit Antworten von Seiten des Gesetzgebers zu rechnen ist.

Bald ist es soweit – die Wissenschaft einigt sich
Am 16. Mai fand bereits eine erste Beratung von Seiten der Politik statt. Bis die neuen Grenzwerte aber im täglichen Verkehrsgeschehen Anwendung finden, wird noch etwas Zeit vergehen. Hierzu ist eine Gesetzesänderung notwendig, die vom Bundestag beschlossen werden muss. Und wie wir wissen, malen die Mühlen der Politik nicht gerade zügig.
Wenn es nach der Wissenschaft geht, soll ein neuer Grenzwert von 3,5ng/ml Blutserum festgesetzt werden. Einerseits ermögliche das neue Freiheit für Cannabis-Konsumenten, andererseits werde so auch die Sicherheit im Straßenverkehr weiterhin gewährleistet. Außerdem soll ein striktes Alkoholverbot bei Cannabiskonsum im Straßenverkehr durchgesetzt werden.
Selbstverständlich ist der Vorschlag der Wissenschaft nicht unumstritten. Aus Kreisen der Cannabis-Befürworter heißt es, dass der neue Grenzwert zu niedrig sei. Gerade bei regelmäßigem Konsum würden sich die Abbauprodukte des THC im Körper anreichern, wodurch auch der neue Grenzwert überschritten würde, selbst wenn der letzte Konsum mehrere Stunden oder gar eine Nacht zurückliege.
Kurzum, es tut sich was, aber es bleibt natürlich weiterhin spannend. Wir halten euch auf dem Laufenden.